Türchen 5: Watchmen

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 Seit Jahren, um das große Wort „Jahrzehnte“ zu vermeiden, taucht immer wieder ein Comic in den Verkaufscharts auf. Es handelt sich um die Watchmen.

Nun, die Antwort liegt wohl in der Komplexität des Gesamtwerkes, das auf mehreren Ebenen nicht nur funktioniert, sondern neue Maßstäbe in der Comic-Geschichte im Allgemeinen und für die Superhelden Comics im Besonderen gesetzt hat. Kein anderer Superheldencomic hat je dieses Niveau erreicht und gleich so viele weitere Comic Serien bis heute wesentlich beeinflusst wie die Watchmen. Natürlich dürfte auch die Verfilmung ihr Übriges zu diesem Erfolg beigetragen haben.

Autor der 1986 erstmals veröffentlichten Watchmen ist Alan Moore. Gezeichnet hat dieses Werk Dave Gibbons, der bezeichnenderweise weder vorher noch nachher je wieder an sein bei den Watchmen dargebotenes Artwork heranreichte.

Die Charaktere der Watchmen basieren auf Golden Age Charaktere von Charlton Comics, einem Verlag, der von DC aufgekauft wurde. Allan Moore erfand diese Charaktere allerdings für sein Werk neu und veredelte sie mit einer eigenen Biografie. So kann jeder Leser unvoreingenommen und ohne die Hypothek eines Vorwissens an die Watchmen herangehen.

Die Welt der Watchmen ist ein Spiegel der achtziger Jahre. Der Unterschied besteht darin, dass sie nicht nur düsterer ist als Gotham City oder auch Hell’s Kittchen je waren, sondern dass sie eine realistische Welt, nur mit einem einzigen Superhelden, zeigt. Diese Welt ist düster und steht unmittelbar am Abgrund. Diese Welt weiß das, aber sie ist durchaus gewillt, den Schritt nach vorn zu machen (und so gnadenlos abzustürzen), statt sich zu besinnen und rückwärts zu orientieren. Doch reflektiert auf unsere Welt bedeutet dies nicht, dass gerade eine Welt am Abgrund Superhelden mehr denn je braucht? Doch würden nicht gerade dieselben Superhelden solch eine Notlage ausnutzen, um sich selbst zu erhöhen? In diesem Zusammenhang muss es erlaubt sein, dass Leitmotiv dieser Graphic Novel „Who watches the watchmen?“ in „Who’s the ability to watch the watchmen?“ zu erweitern. Das Leitmotiv selbst taucht immer wieder im Hintergrund bspw. als Graffiti auf.

Pikant ist in diesem Zusammenhang auch, dass Dr. Manhattan eben das einzig wahre Superwesen der Welt ist. Doch auch die anderen Charaktere sind vielschichtig konzipiert und haben ihre eigene Story, die Moore auch erzählt.

Wer in seinem Leben nur einen einzigen Superheldencomic lesen möchte, sollte zu Watchmen greifen.

Watchmen, Panini, 436 Seiten, € 29,95

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