Geschichten, auch in Comic Form, die über Ereignisse aus dem 2. Weltkrieg erzählen, gibt es wie Sand am Meer. Aufgrund seiner Erzählstruktur und seinen unterschiedlichen Erzählebenen ragt der vorliegende Band allerdings aus eben diesen zahlreichen Werken heraus.
Louis Fischer ist ein junger Mann, der sich weder damit abfinden möchte noch kann, dass das Elsass von Nazi-Deutschland besetzt wurde.
Daneben sagt man seiner Schwester ein Verhältnis mit einem Deutschen nach. Als ihn Leon deswegen verspottet, kommt es zu einer Schlägerei.
Zuhause trägt er die Hoffnungen seiner Familie allein, da sein Bruder bereits im Krieg gefallen ist. Dabei kommt es immer wieder zu Auseinandersetzungen mit seinem Vater, der der Besatzung neutral gegenübersteht, solange Elsässer vom Deutschen Reich nicht zwangsrekrutiert werden.
Seine große Liebe ist Annette Lux, Leons Schwester. Als sie entdeckt werden, muss Louis fliehen, da er im Hause Lux nicht gelitten ist. Hieran scheitert seine Beziehung zu Annette. Als er dann das Gerücht bestätigt sieht, dass seine Schwester mit einen der verhassten Deutschen liebt, bricht auch der Rest seiner Welt zusammen. Als er angetrunken durch die Straßen irrt, wird er von den Deutschen aufgegriffen und schließlich doch zwangsrekrutiert.
Vor dem historischen Hintergrund des 2. Weltkrieges erzählt Thierry Gloris eine Geschichte über Louis Fischer, einem Jugendlichen, der noch seine Bestimmung und seine Ziele im Leben sucht.
Er verzweifelt an der Besatzung durch die Deutschen, die er hasst. Er versteht seinen Vater nicht, dem es egal ist, ob er Franzose oder Deutscher ist, solange er und seine Familie in Ruhe leben können. Ruhe bedeutet für ihn, dass keine Elsässer zwangsrekrutiert werden. Im Elsass selbst herrscht Ruhe. Es ist zwar von den Deutschen besetzt, aber der eigentliche Krieg findet an der Ostfront im weit entfernten Russland statt. Doch die Ruhe ist trügerisch, denn mit den wachsenden Verlusten des deutschen Heeres an der Ostfront greifen die Deutschen auch mehr und mehr auf die Elsässer zurück. Hierzu zählt schließlich auch Louis Fischer. Die Umstände für seine Zwangsrekrutierung möchte ich an dieser Stelle nicht verraten, aber sie zeigen auf, wie rücksichtslos die Deutschen vorgegangen sind und auch, dass es gerade in Frankreich auch immer wieder Kollaborateure gab, die sich von einer Zusammenarbeit mit den Deutschen Vorteile versprochen haben.
Außerdem verzweifelt Louis an seiner Schwester, die einen Deutschen liebt.
Eindrucksvoll erzählt Gloris, wie sich die Deutschen mehr und mehr im Elsass ausbreiten und darüber hinaus auch das Bildungssystem mit regimetreuen Lehrkräften besetzen und so das Bildungssystem kontrollieren. Gloris greift dabei die Doktrin der Nazis schonungslos auf und lässt sie von einem Lehrer zitieren.
Nachdem Louis rekrutiert wurde, erhält er militärischen Drill, der ihn für seinen Einsatz an der Ostfront vorbereiten soll. Dies schildert Gloris nicht nur nachhaltig, sondern wird von Marie Terray eindrucksvoll unterstützt. Sie versteht es, die Verzweiflung Louis in seiner Mimik widerzuspiegeln.
Dabei ist Terrays Artwork generell beeindruckend und offenbart viel Liebe zum Detail, auch wenn es sich dem Leser vielleicht erst auf den zweiten Blick erschließt. Die doch eher zurückhaltende Farbgebung verstärkt den Eindruck eines historischen Rückblicks.
Als Leser darf man auf eine Fortsetzung gespannt sein.