6 großartige Kurzgeschichten über einen fremden Kontinent

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Bakuba und andere afrikanische Geschichten

Der vorliegende Comic aus dem Hause Zampano nähert sich in sechs unterschiedlichen Geschichten dem für uns Europäer doch sehr fremden Kontinent und versucht ihn auf seine Art für uns zu erschließen.

Hierfür hat der Schweizer Künstler David Boller 5 Geschichten geschrieben und gezeichnet sowie ein afrikanisches Volksmärchen für die Neunte Kunst adaptiert. 

Die Legende von Maima ist ein afrikanisches Volksmärchen, das Neid, Opferbereitschaft, Trauer und Hilflosigkeit, aber auch Hoffnung zum Inhalt hat. Diese Hoffnung offenbart sich in dem tragischen Schluss dieser wunderschön erzählten und gezeichneten Geschichte.

Boller bedient sich in den Panels zahlreicher Licht- und Schattenspiele, um Kontraste herauszuarbeiten, die der Story eine ganz spezielle Atmosphäre verleihen.

In der Titelstory Bakuba wird Mbuki anhand verschiedener Riten in die Welt der Erwachsenen eingeführt. Die Ängste, die er durchlebt, legen sich erst am Schluss der Story, als sich seine Frau um ihn kümmert.

Wenn sich der Leser auf die Story und das typisch afrikanisch Artwork einlässt, durchlebt er die Ängste mit und stellt sich den Dämonen, denen sich auch Mbuki stellen muss.

Besonders hervorzuheben sind die Randzeichnungen, die afrikanische Masken darstellen. 

Aids Highway ist dagegen eine beklemmende Story über die rasche Ausbreitung von HIV, wogegen niemand ein Mittel zu haben scheint. Im Gegenteil, skrupellose, weise Geschäftsleute zwingen Mädchen noch in die Prostitution und starten so den Teufelskreis neu, so dass sich die todbringende Spirale immer schneller dreht.

Natürlich kann ein Comic nur auf dieses furchtbare Problem hinweisen und den Finger in die Wunde legen. Dass dies David Boller gelingt, ohne dabei in irgendeiner Hinsicht zu überziehen, ist eine Leistung, die nicht hoch genug einzuschätzen ist. Leider imitiert mit dieser Story die Kunst einmal mehr das Leben. 

Fata Morgana handelt von einer amerikanischen Frau, die ihre Schwester, die mit einem afrikanischen Prinzen verheiratet ist, rettet, um sie vor weiteren Misshandlungen zu bewahren.

Mit dieser Story weist Boller gleich in doppelter Hinsicht auf das Problem der Frauenmisshandlung in Afrika, besonders in Schwarz-Afrika, hin. Diese Story erzählt er teils als Comic, teils in Prosa mit Illustrationen. Der 6 Seiten Comic an sich würde schon eine in sich geschlossene Handlung darstellen, aber mit dem Prosa Teil findet sie ein versöhnliches Ende. 

Pelu Tolo schildert die Schöpfungsgeschichte aus der Sicht des Stammes der Dogon, die lange vor der nordamerikanischen oder europäischen Zivilisation mit all ihren Teleskopen und technischen Einrichtungen Kenntnisse von der Existenz von Sirius B hatten.

Das Artwork ist als Höhlen- bzw. Sandmalerei gehalten und verbindet so Kunst mit Religion. 

Die 3 Ebenen von Nigeria handelt von zwei jungen Frauen, die sich zunächst auf einer Reise verlieren und dann doch nach einigen Abenteuern wieder finden.

Diese Story, die von ihrem klug gesetzten dramaturgischen Aufbau lebt, verbindet Aberglauben, Fatalismus und Abenteuer auf höchst unterhaltsame Weise. Boller greift beim Story Telling wieder auf seinen verspielten Panelaufbau zurück, wie man ihn auch schon als Leser von Kaos Moon kennt. 

Insgesamt kann man als Leser nur erahnen, wie aufwändig Bollers Recherche über die verschiedenen Gesichter Afrikas gewesen sein muss. Dies kann freilich nur dann in einem so gelungenen Band münden, wenn das Interesse am schwarzen Kontinent und damit an fremden Kulturen per se groß ist.

Wieder einmal zeigt es sich, dass gerade Independent Verlage immer wieder kleine, feine und wertvolle Perlen produzieren, die entdeckt werden wollen.

David Boller signiert Bakuba sowie Kaos Moon am 09. Oktober bei uns im T 3.

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