Shaun Tan hat 2009 auf der Buchmesse den Jugendbuchpreis für Geschichten aus der Vorstadt des Universums gewonnen. Mit der Verfilmung seines Comics Die Fundsache ist er in der Kategorie Best Short Film (Animated) für einen Oscar nominiert.
Ein neues Land ist das erste Werk des australischen Künstlers, das von Carlsen veröffentlicht wurde.
Ein Mann muss seine Familie und seine Heimat verlassen. Er wandert in ein neues Land aus und stößt dabei auf Schwierigkeiten, in diesem neuen Land Fuß zu fassen.
Tans Comic kommt gänzlich ohne Worte aus. Der Protagonist drückt sich in Gestik, Mimik und seiner Körpersprache aus. Die Atmosphäre im Heimatland ist bedrohlich. Hierfür stehen drachenähnliche Wesen, deren Erscheinen am Himmel düster und bedrohlich wirkt.
Einmal im neuen Land angekommen muss der Mann erniedrigende Untersuchungen über sich ergehen lassen. Die Stadt, an der ankommt, sieht New York ähnlich. Bei der Ankunft werden die Einwanderer von einem Denkmal begrüßt und gleich hinter dem Hafen erstreckt sich eine Skyline in die Höhe. Der Ort der Untersuchung erinnert durchaus an Ellis-Iland, jene berühmte Quarantäne Insel.
Der Mann stellt sich den Herausforderungen des Alltags. Alles ist ihm fremd – egal, ob es sich um fremde Gebräuche, Nahrung, Sprache, Hinweisschilder, sogar Badezimmeramaturen oder die fremde Währung handelt. Gerade wegen des Verzichts auf Sprache und der detailgetreuen Schilderung erlebt und leidet der Leser nahezu mit. Hierzu zählt auch die Einsamkeit, bis der Mann erste Bekanntschaften macht und Freundschaften schließt. Ihm läuft sogar ein skurril aussehendes Haustier zu.
Seine erste Arbeitsstelle hilft ihm, weitere Kontakte zu knüpfen, und ist mit der Hoffnung verbunden, seine Familie nachzuholen.
Natürlich hat die Geschichte auch einen biografischen Hintergrund. Tans Vater wanderte 1960 in Australien an, Shaun wurde dort 1974 geboren. Zu der Geschichte hat er sich darüber hinaus von alten Bildern und diversen Erzählungen inspirieren lassen. Diese Erzählungen baut er als Rückblenden in die vorliegende Story ein, die als eine Hommage an die Migration und für einen Neuanfang stehen. Generell ist seine Erzählung nicht linear, sondern ahmt vielmehr das wirkliche Leben mit seinen Irrungen und Wirrungen nach.
Obwohl oder gerade weil Tan komplett auf Sprache verzichtet, ist die Story ungemein fesselnd. Daneben wird man als Leser bei jedem Lesen oder besser Betrachten des Bandes neue Details entdecken.
Allein der Einband ist so liebe- und kunstvoll gestaltet, dass Ein neues Land auch eine Augenweide in jeder Sammlung ist.