
So handelt die erste Story vom Überlebenskampf der Bewohner eines Altenheims in Hamburg.
Allein dieser Ansatz ist eine brillante Idee. Der Leser sieht in diesem Band eben nicht jungen bzw. jugendlichen Helden, die sich auch physisch der Zombies erwehren können, sondern Rentner, die sich mit Bastelstunden „fit“ halten müssen. Erst, als sich durch den Ausbruch des Virus die Welt komplett verändert, werden die Bewohner des Altenheims wieder aktiv und müssen eigenständig für ihren Lebensunterhalt sorgen, denn auch die Vorräte eines Altenheims gehen irgendwann einmal zu Neige. Mit einem gehörigen Schuss Ironie, wie er gerade älteren Leuten wunderbar zu Gesichte stehen kann, wird die Story erzählt. Als Leser merkt man rasch, wie die Bewohner des Altenheims trotz der lebensbedrohlichen Situation wieder lebendig werden. Herausragend ist das Artwork von Till Felix, der für diese Story eine ganz eigene, teilweise beklemmende Atmosphäre schafft.
Die zweite Episode ist von Stefan Dinter geschrieben und spielt in Stuttgart. Dort schlägt sich Martin, der jedes Risiko und Wagnis haarklein berechnet, durch. Er hat sich sogar eine eigene Infrastruktur geschaffen, die ihm ein relativ komfortables Leben ermöglicht. Dabei stößt er auf Caro, die bisher auch nicht infiziert wurde.
Dinters Story bietet ebenfalls beste Unterhaltung. Als Stuttgarter ist es leicht für ihn, einen regionalen Bezug zur Story herzustellen. Mehr noch als die Straßennamen scheint er auch die schwäbische Mentalität, geizig zu sein und den Besitz zusammenzuhalten, mit einem Augenzwinkern ein wenig auf die Schippe zu nehmen. Dies muss zwangsläufig zur Auseinadersetzung mit der ebenso dickköpfigen Caro führen.
Schließlich ist Martin sogar zu geizig, Patronen gegen die Zombies zu verschwenden. Stattdessen spart er diese lieber und erschlägt die Untoten.
Die abschließende Story spielt in Heidelberg. Dort findet ein junge bei Fotoaufnahmen ein Geschäft, das unversehrt ist und in dem er noch Nicht-Infizierte vermutet. Er rast mit seinem Fahrrad dorthin und findet dort tatsächlich ein Mädchen vor, das noch nicht in einen Zombie verwandelt wurde. Natürlich befinden sich die Zombies dicht auf seinen Fersen.
Die vorliegende Story kommt gänzlich ohne Worte aus. Dass sie funktioniert, ist also primär Ingo Römling zu verdanken, der es immer wieder versteht, Emotionen ins Gesicht des Protagonisten zu zaubern. Dabei versteht er es auf die komplette Bandbreite, von Emotionen zurückzugreifen Wut, Hoffnung, Entschlossenheit, Trauer, Angst, Liebe und Hass sind dem Jungen deutlich vom Gesicht abzulesen. Dieser Verzicht auf Worte schafft eine unglaublich erdrückende Atmosphäre und zeigt die bedrohliche Lage, in der sich die Nicht-Infizierten befinden.
Band # 2 steigert den Spaß-Faktor an den Toten noch einmal. Da bereits der erste Band beeindruckend war, war dies nicht ohne weiteres zu erwarten.
Etwas Wasser muss ich dann doch in den Zombie Wein gießen. Die dritte Story spielt nach meinem Verständnis so, wie es auch im Band selbst angekündigt ist, in Heidelberg, während auf dem Buchrücken Hannover als Kulisse angekündigt ist. Doch bei dem Spaß, den man an dem vorliegenden Band hat, fällt das auch eigentlich nichts weiter ins Gewicht. Die Toten muss den Vergleich mit Kirkmans The Walking Dead keineswegs scheuen, im Gegenteil, die Toten ist atmosphärisch ähnlich dicht, aber inhaltlich einen Tick geschlossener und stimmiger.
Weitere Informationen über die Zombies von Zwerchfell hier: