Eigentlich handelt es sich bei diesem Titel um ein berühmtes Kinderbuch. Noch berühmter dürfte der zweifache mit dem Oskar prämierte Film mit Judy Garland sein. Natürlich stellt sich die Frage, ob dies als Comic funktionieren kann.
Kurze Antwort: JA!
Ausführliche Antwort:
Autor Eric Shanower orientiert sich sehr eng am Roman von Lyman Frank Baum. So darf der Leser den überraschenden Wendungen, die dem Roman zugrundeliegen und die ein Teil des Erfolgs dieser Serie sind, folgen. In Oz ist nichts, wie es scheint und doch oder gerade deswegen haben auch scheinbare Nebensächlichkeiten ihre Bedeutung und beeinflussen den Plot oft an überraschender Stelle.
Prägend für die Welt Oz sind neben der Umgebung natürlich die facettenreichen Charaktere. Egal, ob die Vogelscheuche oder der Blechmann, solche Charaktere bereichern jede Handlung und zaubern dem Leser immer wieder ein Lächeln ins Gesicht.
Die Illustrationen waren immer ein wichtiger Bestandteil, auch für die Kinderbücher. Diese Illustrationen haben bis heute nichts von ihrem Reiz verloren und legen dadurch die Messlatte für Skottie Young, der Oz als Zeichner sein Gesicht gibt, automatisch hoch. Doch Skottie Young meistert dies mit scheinbar spielerischer Leichtigkeit und nur der Skizzenteil, der dem Band als Zusatzmaterial beigefügt ist, lässt erahnen, wie viel Arbeit Young im Vorfeld investiert hat. Ohne Youngs Artwork wäre die vorliegende Adaption nicht das, was sie ist – ein kleines Meisterstück. Nein, sie wäre „leidglich“ die Adaption eines Klassikers.
So gelingt es Shanower und Young, den Leser ebenso nach Oz zu entführen wie der Tornado Dorothy.
Dorothy wirkt wie ein Mädchen „von nebenan“ und hat doch was Besonderes, eindeutig ein Verdienst von Youngs Zeichnungen.
Darüber hinaus zeigt sich, dass Texter Shanower mit der Romanvorlage sehr vertraut ist, er überträgt auch die Gesellschafts- und Systemkritik, die das Original aufweist, in die Neunte Kunst.
Es ist daher nicht weiter verwunderlich, dass „Der Zauberer von Oz“ bereits mit 2 Eisner Awards ausgezeichnet wurde und zwar mit je einem Eisner für die Beste Kurzserie und für die Beste Veröffentlichung für Kinder.
Panini fasst die erste Miniserie, die den klassischen Roman zum Inhalt hat, in einem wunderschönen Hardcoverband zusammen und hat ein größeres Format als das traditionelle US-Tradeformat gewählt.
Sehr lesenswert ist auch das von Panini Vertriebschef Alexander Bubenheimer geschriebene Vorwort, das deutlich über die Verlagsbrille hinausgeht, obwohl sie ihm für eine Publikation für ein Produkt aus dem eigenen Haus zugerstanden hätte. Nachlesen kann man das komplette Vorwort übrigens in unserem blog:
http://t3ffm.com/2012/05/29/signierstunde-mit-skottie-young/
Es bleibt festzuhalten, dass Skottie Young und Eric Shanower eine hervorragende Romanadaption gelungen ist. Ein wunderbarer Comic, den wir auch erfreulicherweise ausgezeichnet verkauft haben.
Der Zauberer von Oz, Panini, € 24,95