Beginn zweier Welt-Karrieren

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  Ein Mann erinnert sich an seine Kindheit, als er wegen eines ausgerenkten Schultergelenks einen Osteopathen aufsuchte, der der Masseur von Al Capone war.

Einige Zeit später, als sein Arm längst wieder verheilt war, traf er den Osteopathen zufällig wieder. Wenig später wurde der Osteopath von drei Männern abgeholt.

Erinnerung ist das zentrale Thema von Violent Cases, wie Veilchenblau im Original heißt. So blickt der Erzähler auf seine Kindheit zurück. Er betont zwar, dass er als Kind nicht misshandelt wurde, aber im Laufe der Story wird klar, dass sein Vater einiges getan hat, das man als bedenklich bezeichnen muss.

Der Osteopath wird wiederum zunächst aus der Erinnerung des Vaters beschrieben. Offenbar ist er osteuropäischer Abstimmung, was sein Akzent verrät. Der Erzähler erinnert sich an einen freundlichen Mann, der eine Brille trug und eine gewisse Ähnlichkeit mit einer Eule hatte.

Bei seinem zweiten Treffen wird der Osteopath von drei Männern abgeholt. Offenbar hat er als Masseur Capones zu viel gesehen, was anderen schaden könnte.

Neben Erinnerungen gibt es in der vorliegenden Story noch ein zweites Leitmotiv. Hierbei handelt es sich um Sterne. Ein Stern blitzt im Brillenglas des Osteopathen auf, als er dem Erzähler sagt, dass sie sich wiedersehen werden. Oder die Sonne reflektiert auf einer Radkappe bzw. das Lächeln von Leuten erzeugt einen solchen Effekt. Eine besonders wichtige Rolle spielt ein Stern in einer Anekdote, die der Erzähler außerdem in der vorliegenden Story eröffnet.

Die vorliegende Story ist daher bemerkenswert, weil es sich um einen der ersten Ausflüge Neil Gaimans in die Welt der Comics handelte und weil es sich um die erste Zusammenarbeit von Gaiman und McKean handelte – eine Zusammenarbeit, die nicht nur den Weltruhm der beiden begründete, sondern auch bis heute andauert.

Der Erzähler selbst bleibt anonym. Vielleicht ließ es sich McKean gerade deswegen nicht nehmen, eine gewisse äußere Ähnlichkeit zwischen Erzähler und Gaiman herzustellen. Da Violent Cases zunächst als Kurzgeschichte konzipiert war, hatte McKean beim Layout der Panel weitgehend freie Hand. McKean gelingt es, Erinnerungen als das  wiederzugeben, was sie sind – ein Mix aus Realität, Träumen und Fiktion.

Die Story wurde zunächst 1987 in England in schwarz-weiß veröffentlicht. Erst die Ausgabe, die 1991 in den USA publiziert wurde, war ebenso wie die vorliegende farbig und brachte McKeans Artwork so richtig zur Geltung.

Der Titel der Story basiert darauf, dass Gangster, die auch eine Rolle in der Story spielen, dafür berüchtigt waren, Maschinenpistolen in Geigenkästen zu tragen. Der deutsche Titel ist grausig gewählt. Man hätte es beim Originaltitel belassen sollen.

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