Lange haben wir warten müssen, aber zwölf Jahre nach dem ersten Band ist nun endlich auch der dritte Band von „Rückkehr aufs Land“ bei Reprodukt erschienen. Da gleichzeitig auch der vergriffene Band 1 nachgedruckt wurde, liegt diese charmante und witzige Serie von Ferri & Larcenet jetzt komplett auf Deutsch vor. Das gibt uns die Gelegenheit, die „Rückkehr aufs Land“ mal etwas ausführlicher vorzustellen

Die Autoren von „Rückkehr aufs Land“

Als 2008 bei Reprodukt der erste Band erschien, war Texter Jean-Yves Ferri in Deutschland nur Insidern bekannt. Von Manu Larcenet lagen ein paar Funny-Bände und das großartige „Der alltägliche Kampf“ auf Deutsch vor.
In der Zwischenzeit ist viel passiert, 2011 wurde Ferri von Albert Uderzo zum neuen Texter von „Asterix“ ernannt und hat seit 2013 vier Bände mit dem kleinen Gallier geschrieben. Und Manu Larcenet hatte mit „Brodecks Bericht“ und der vierteiligen Reihe „Blast“ zwei hervorragende, aber auch äußerst düstere Comicprojekte vorgelegt.
Beide sind inzwischen fest etablierte Stars der französischen Comicszene.
Der doppelte autobiographische Blick
Die Ausgangslage von „Rückkehr aufs Land“ ist klar autobiographisch, Manu Larcenet ist tatsächlich mit seiner Frau von der Großstadt Paris aufs Land gezogen und sie versuchen sich in der Provinz einzurichten. Aber ausgedacht und erzählt wird das Geschehen von Jean-Yves Ferri und zwar in Form eines humoristischen Zeitungsstrip. Da Ferri auch selbst im Comic auftritt und die beiden dann über ihren Comic diskutieren, ergibt sich im Verlauf des Comicserie eine sehr schöne Metaebene.
Aber zuerst einmal heißt es für Manu, Marietta und ihre Katze Speed sich im Landleben einzurichten. Statt ländlicher Idylle erwarten sie große Herausforderungen. Umzugskartons verwandeln das neue Heim in ein Labyrinth aus Pappe. Schnee in der Provinz bleibt tatsächlich liegen. Und neue Aufgaben, wie Holzfällen oder selbstgebrannten Schnaps mit den Einheimischen trinken, müssen gemeistert werden.

Das skurrile Personal

Und natürlich hat das Paar auch Träume. So wünscht sich Manu einen Gemüsegarten und Marietta ein Baby und beide schaffen es wunderbar, aneinander vorbei zu reden. Da helfen dann die leeren Pappkartons, sie eignen sich perfekt als Schmollwinkel.
Und die herrlich verschrobenen und skurrilen Dorfbewohner sind nicht unbedingt eine Hilfe bei der Integration im Dorf.
Aber als Leser amüsiert man sich köstlich über den schweigsamen Vermieter Monsieur Henri, die unheimliche und hexenhafte Frau Mortemont, den Bürgermeister, der den Ton im Dorf angibt, den vergesslichen Lebensmittelverkäufer, den bärtigen Eremiten, der zum Psychiater-Ersatz wird, und die schöne Bäckerin.
Ein amüsantes Provinzuniversum
Weiteres Personal sorgt für Abwechslung: Die bizarren Stippvisiten von Bruder Tip Top, die regelmäßigen telefonischen Anfragen vom Verlag Dargaud, wie die Comicarbeit vorangeht, und auch die Kollegen aus der Comicbranche, die sehen wollen, wie es Manu und Marietta auf dem Land ergeht.
Im zweiten Band sorgt Töchterchen Capucine für weitere Herausforderungen.
So baut Ferri ganz langsam ein ganzes Provinzuniversum von Figuren und Problemen auf, die Manu und Marietta auf Trab halten. Und der Texter nutzt das für viele gelungene „Running Gags“.

Wunderbarer Ausflug aufs Land

Anekdotisch und sehr humorvoll erzählt, bietet die „Rückkehr aufs Land“ einen liebevollen Blick auf das alltägliche Landleben und seine Tücken.
Der vielseitige Manu Larcenet setzt das Szenario mit leichtem Strich perfekt in Szene. Autor und Zeichner nehmen sich auch selbst auf die Schippe. Das hat sehr viel Charme, bietet großartige Unterhaltung und macht einfach Spaß beim Lesen.
Alles in allem handelt es sich um eine wunderbare Landpartie.
- Jean-Yves Ferri & Manu Larcenet: Rückkehr aufs Land 1 – 3, HC, Reprodukt, je Euro 24.-
© aller Abbildungen: Manu Larcenet, Jean-Yves Ferri, Reprodukt Verlag